Meerforellenangeln auf Mön, Klappe, die zweite … (Teil 2)
Region: Møn & Bogø
Maik hat noch nix. Keinen Biss. Keinen Fisch.
An sich ja nicht schlimm. Außer …., ja außer die anderen fangen und man weiß einfach nicht, was man gerade falsch macht. Oder warum man nichts fängt, obwohl man alles richtig macht. Blödes Gefühl und wohl jedem Meerforellenangler mehr als vertraut!
Es ist April 2013 und wir sind auf Møn. Nach einem durch heftigen Wintereinbruch komplett ergebnislosen Meerforellentrip im März und einem großartigen Beginn unseres aktuellen Trips (Meerforellenangeln auf Mön, Teil 1) wartet nur noch Maik am dritten und vorletzten Tag unserer Tour auf den ersehnten Ruck in der Rute. Fisch ist auf jeden Fall unterwegs, nur finden muss man die Meerforellen noch. Zum Glück hat Møn eine perfekte Größe, was Platzwechsel angeht. Von der Nord- an die Südküste sind es knappe 10 Kilometer, so dass man ohne viel Zeitverlust am Tag gleich mehrere Plätze befischen kann. Und genau das haben wir auch getan: Am ersten Tag der tolle Start am Ålebæk Strand, der Nachmittag mit der Großforelle vor Liselund. Der Folgetag begann mit einigen Anfassern und halbstarken Forellen vor der tollen Kulisse des Waldes von Fredskov und endete wieder am Ålebæk Strand, an dem dieses mal allerdings kaum Fisch in Beißlaune war.
Traumwetter an Traumküste
Heute aber ist alles anders: Der Wind hat gedreht und die Sonne erhebt sich an diesem taufrischen Morgen im Osten aus dem Meer, um die hellen Klippen vor Møn in warmes Licht zu tauchen. Endlich: Die sensationell schöne Ostküste Møns ist befischbar! Gigantische Kreideklippen im Rücken, leuchtend grüne Algen auf den großen Steinen am Møns Fyr Riff und kaum bewegtes Wasser, das immer wieder den Blick auf den hellen, kreidehaltigen Untergrund freigibt, der bei starkem Wellengang ein Fischen unmöglich macht. Heute aber wirkt alles wie aus dem Bilderbuch. Jedem von uns ist anzusehen, dass auch falls kein einziger Fisch hier heute einsteigt, der Weg hinunter ans Wasser in jedem Fall eine gute Entscheidung war.
Selten war ich so unkonzentriert beim Meerforellenfischen. Immer wieder gleitet der Blick hinüber zu den Klippen, die bei aufgehender Sonne fast minütlich ihr Erscheinungsbild ändern. Mitten in einer Welt, die nur aus Postkarten-Motiven zu bestehen scheint, lasse ich immer wieder die Rute sinken und greife zur Kamera, um wenigstens einige Eindrücke dieses traumhaften Tagesbeginns zu verewigen. Mag sein, dass die Fische genauso ergriffen von diesem herrlichen Morgen sind, denn ans Frühstücken scheinen sie nicht ansatzweise zu denken. Allein Holger Höner hat einen Nachläufer, der aber lustlos wieder abdrehte und ihm die Schwanzflosse zeigte.
Stellungswechsel
Na gut. Erstklassige Landschafts- und Stimmungsbilder habe ich auf dem Chip der Digitalkamera. Schöner wär's allerdings, wenn sich noch die eine oder andere Forelle darunter mischen würde. Mein Vorschlag für einen Platzwechsel findet Zustimmung und wir fahren mal eben „um die Ecke“: Nur etwas über einen Kilometer entfernt parken wir unseren Wagen in dem kleinen Wäldchen vor Busene Have – quasi am östlichen Ende von Møns Südküste. Hier erstrecken sich gleich mehrere markante Unterwasser-Riffs in die Ostsee. Ein Meerforellen-Hotspot liegt hier tatsächlich neben dem anderen. Und immer wieder erstaunlich wie schnell der Motivationspegel bei einem Meerforellenfischer steigt, sobald er den Fuß in ein neues Revier setzt!
Von einem der Riffs kommt uns ein Angler entgegen. Er kommt auch aus Deutschland und fährt schon seit Jahren nach Møn. Und dieser Platz hier ist einer seiner Lieblingsplätze. Heute ging bei ihm bis auf einen Aussteiger im Drill allerdings noch nichts. Na, immerhin! Mehr als wir zu viert an diesem Morgen hatten.
Maik ist unschlüssig. Wenn nichts beißt, kommen Zweifel. Der falsche Köder? Die falsche Einholgeschwindigkeit? Blinker oder Wobbler? Grün-silber oder schwarz-rot? Das Wasser hier ist nicht allzu tief und ich schlage ihm vor, doch einmal einen meiner Lieblingswobbler für Meerforelle, den Witch von Falkfish, zu probieren. Ist vor allem bei kaltem Wasser (wir erinnern uns: 2013 ging der Winter bis in den April!) und in flachen Revieren schön langsam zu führen und spielt absolut verführerisch! Maik entscheidet sich für eine grüne-silberne Variante in 16 Gramm und macht sich auf Richtung drittes Riff. Ich entscheide mich gleich für das erste – leider am schwersten zu bewatende – Riff, Holger Höner watet auf's zweite und Fin gesellt sich zu Maik auf's dritte Riff.
Maiks Meerforellen
Kaum habe ich die Riffseiten abgefischt und mich bis ans Riff-Ende vorgetastet, höre ich den ersehnten Ruf: „Fiiiiiisch!!“. Maiks Rute ist krumm. Seine erste Mön-Meerforelle liefert einen tollen Drill, aber muss sich nach kurzer Zeit geschlagen geben. Knapp 60 Zentimeter Silber liegen im Kies und machen unsere Tour jetzt schon perfekt: Alle durften Drillen, wir haben sagenhaft schöne Motive auf's Foto gebannt und nebenbei noch genügend Material für ein tolles Video über das Meerforellenangeln auf Møn im Kasten.
Reicht aber noch nicht, sagt sich Maik und keine 10 Minuten später drillt er schon wieder! Auch diese etwas kleinere Meerforelle konnte dem Witch nicht widerstehen. Dann, nach der dritten Meerforelle, die auch nur kurz später an Maiks Rute auf seine als Beifänger montierte Pattegrisen (seine erste selbstgebundene Fliege überhaupt!) einsteigt, ist bei Maik die Meerforellenwelt wieder im Lot. Er entlässt die Meerforelle wieder in Ihr Element, watet an den Strand, zaubert aus seiner Survival-Kiste sämtliche Zutaten für leckersten Kaffee und schafft damit, auch uns aus dem Wasser zu locken.
Momente am Meer
Es ist einer dieser schönen Momente, an die man immer wieder gerne zurückdenkt: Man hat gemeinsam eine tolle Fischerei in einer gerade erwachenden Natur erlebt. Es riecht ganz sachte nach Meer. Man hat Freunde um sich. Und man spürt wieder besonders intensiv, was Meerforellenangeln für einen bedeutet: Man erlebt etwas Sinn stiftendes und Verbindendes gemeinsam. Unvergessliche Eindrücke an neuen Ufern. Draußen sein und weit weg vom digitalen Durcheinander der Berufswelt. Zum Teil einer Geschichte werden, an die man auch Jahre später noch gerne zurück denkt und deren Verlauf ab und an durch diesen ersehnten Ruck in der Rutenspitze seine ganz besondere Würze erhält ...
Ach ja: War da nicht noch ein Kameramann dabei? War das nicht der Herr Höner? Yup! Hier das allerfeinste Video vom Meerforellenangeln auf Mön!