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Nachts in Nord-Jütland - Aalangeln in Dänemark

Rubrik: Fishmaps-Bericht
Region: Limfjord
Aalangeln in Dänemark am Vilsted See
Die Aalsitzung beginnt. Die Spannung steigt ...
Fischarten: Aal, Barsch

Also eigentlich hatte ich ja gar keine Zeit. Eigentlich hatte ich mir eine Foto- und Recherchetour für Fish-Maps durch Nordjütland vorgenommen. Mitten im Hochsommer! Aber dann war da ja Benno. Und der See. Und natürlich die Aale. Und Barsche! Also hatte ich keine Wahl: Ich musste mir ein wenig Zeit nehmen und wenigstens diesen einen Abend Benno besuchen. Und außerdem war Aalangeln in Dänemark bisher noch nie so richtig auf meinem Plan gewesen. Wurde also Zeit, das mal fix nachzuholen! Denn da gibt es diesen See, den es bis vor kurzem in GOOGLE-Maps nicht mal gab. Den aber Benno für sich entdeckt hat und immer wieder mit tollen Fängen speziell beim Angeln auf Aal hier auf Fish-Maps für Aufsehen gesorgt hat. Wer Benno ist? Mit Sicherheit der fleissigste Fish-Maps-User und – wie ich nach unserem ersten gemeinsamen Angeln erfahren konnte – ein einmalig toller Kerl, der aus seinem Anglerleben die unfassbarsten Geschichten erzählen kann.

Nun war es also soweit: Nach einem Tagestrip, der mich von Hvide Sande über Hanstholm entlang am Limfjord bis nach Aalborg zu meiner Unterkunft gebracht hat, mache ich mich von Aalborg aus auf Richtung Westen. Wir treffen uns bei Benno, der in der Nähe des hübschen Hafenstädtchens Logstør wohnt und fahren zusammen mit seinem Kumpel Jens, der gerade auf Besuch ist zu „seinem“ Gewässer: dem rund 170 Hektar großen Vilsted Sø nah am Limfjord.

Der große unbekannte See

Dieser See existierte bis vor 8 Jahren noch nicht einmal. Er wurde durch eine Aufstauung der Bjørnsholm Å angelegt und dient vorrangig der Schaffung von Rückzugsgebieten und der Schaffung von Lebensraum für Wasservögel. Der See wird von der Bjørnsholm Å durchflossen, welche wiederum bei Vitskøl Kloster in den großen Limfjord mündet. Fische konnten somit sowohl durch die Au, als auch durch den Limfjord in dieses neu geschaffene Gewässer einwandern. Und das taten sie! Waren es vor allem Aal und Barsche, die hier bei Benno an die Angel gingen, kamen nach und nach auch Bach- und Meerforellen sowie Hechte dazu.

Und auf Aale hatten wir es an diesem Abend abgesehen. Wie auch bei uns in Deutschland, ist der beste Köder auf Aal hier in Nord-Dänemark der Tauwurm. Aber Benno schwört noch auf einen ganz speziellen Köder für Aale im Vilsted See: Seeringelwürmer! Warum auch nicht? Der salzhaltige Limfjord ist nicht weit entfernt und wohl jeder Aal des Sees hat auf seiner Wanderung hierher mit den Seeringelwürmern als Nahrung Bekanntschaft gemacht.

Endlich am See angekommen die pure Idylle: Die Sonnte steht schon tief, als wir die extra für Angler gebauten Stege an einer Engstelle des Sees erreichen. Bequemer geht’s kaum: An den Stegen sind sogar Rutenhalter angebracht! Ganz besonders toll finde ich persönlich, dass diese Angelplätze speziell für Rollstuhlfahrer angelegt wurden (hier eine Übersicht über weitere behindertengerechte Angelplätze in Dänemark).

Die Aalnacht beginnt ...

Das Aufbauen der Ruten und das Beködern der Haken geht schnell. Ich habe mir an diesem Abend aber mal eine kleine Variante für die Montage auf Aal ausgedacht: Ich benutze „Circle-Hooks“, auf deutsch „Kreishaken“, wie man sie vor allem vom Naturköder-Angeln auf der Hochsee, z.B. in Norwegen, kennt. Der Vorteil dieser Haken: Der den Köder nehmende Fisch dreht sich den Haken zumeist vorne ins Maul und kann so meistens problemlos wieder vom Haken gelöst werden. Die Köder sind nun im Wasser, die Ruten abgelegt und endlich stellt sich diese herrliche Ruhe des Ansitzangelns ein, wie man sie wohl nur an einem See findet. Zahllose Köcherfliegen beginnen zu schwärmen und ab und an hört man Fischaktivitäten am Wasser. Und wie Benno vorhergesagt hat, braucht man hier am See nicht lange auf einen Biss zu warten. Bereits im Hellen geht der erste Aal an den Haken – bei Benno! Ein toller Fisch von rund 60 Zentimetern wird gelandet und versorgt. Die Bisse kommen von nun an regelmäßig. Und auch Barsche interessieren sich für unsere ausgelegten Wurmköder! Sogar nach Einbruch der Dunkelheit bringt das Barschangeln am Vilsted See Erfolg: In stockdunkler Nacht sammeln die Stachelritter sich die Tauwürmer vom Grund. Bin schwer beeindruckt, wie simpel, aber effektiv man hier auf Aal und Barsch angeln kann!

Da ich am kommenden Morgen bereits früh um 4 Uhr wieder raus muss, um meine Tour über Hirtshals nach Skagen fortzusetzen, verabschiede ich mich schweren Herzens von Benno und Jens, zumal die Fische weiterhin beißen. Und während der kommenden zwei Tage, die mich über Dänemarks Nordspitze die Kattegatküste Richtung Süden vorbei an zahlreichen erfolgversprechenden Angelstellen vorbei führen, schweifen meine Gedanken immer wieder ab an diesen herrlich abgelegenen See hoch im Norden Jütlands, an dem ich nach langer Zeit mal wieder ein wenig so angeln (und fangen!) konnte, wie in meiner Jugend.

Kein Erlaubnisschein nötig

Noch eine tolle Nachricht für Angler, die an diesem Gewässer mal ihr Glück probieren wollen: Hier ist das Angeln ohne Angelschein am See möglich, d.h. einen separaten Erlaubnisschein braucht man nicht für den Vilsted See erwerben. Es reicht der normale staatliche Angelschein, den man sich vorher online kaufen oder auch bei den meisten Tourist-Informationen besorgen kann.

Und auch gut zu wissen: Ist der Aal in Dänemark geschützt oder nicht? Antwort: Ja und nein. Die Aalbestände sind in ganz Europa leider seit Jahren rückläufig und viele Länder (z.B. Norwegen und Schweden) haben ein komplettes Aalfangverbot auch für Angler erlassen. In Dänemark ist das Angeln auf Aal mit der Angelrute weiter frei. Beschränkungen und Verbote erstrecken sich aktuell (Stand: Dezember 2018) nur auf den Aalfang mit Reusen und Aalschnüren. 

Autor: Holger Bente

 

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