Steinbutt … einfach mal so: Auf den König der Plattfische am Kleinen Belt
Region: Kleiner Belt
Irgendwann … ich weiß nicht mehr wann es genau war, irgendwann habe ich im großen „Monopoly des Angellebens“ wohl die Ereigniskarte „Fangen Sie einen Steinbutt. Gehen Sie nicht zum Fischhändler, sondern begeben Sie sich direkt ans Wasser!“ gezogen. Im Grunde kann man diese selbst gestellte Aufgabe irgendwo zwischen „Macke“ und „Wahn“ ansiedeln. Ihr kennt das, oder? Irgendeine Fischart greift plötzlich von Euch Besitz und Ihr setzt alles dran, endlich mal so einen Fisch an den Haken zu kriegen. War es in meiner Jugend der Döbel, der mich als Norddeutscher ungemein faszinierte und den ich endlich als 14-Jähriger bei einem Urlaub an der Mosel überlisten konnte, so spukt seit ich Zwanzig bin und meine ersten Brandungsangelsessions hinter mir hatte eben der kreisrunde Räuber mit den steinförmigen (Aha!) Höckern auf der Haut durch meinen Kopf.
Steinbutt-Touren ohne Steinbutt
Nach unzähligen Plattfischen aus der Brandung, vom Kleinboot und vom Kutter musste es also Steinbutt sein. Kann doch nicht so schwer sein, oder? Doch! Ist schwer!!! Habe es an vielen „geheimen“ Stellen an der Ostsee versucht, habe seinerzeit Seekarten studiert und passenden Untergrund (Sand und Geröll) für Steinbutt-Expeditionen gesucht. Wurde Zeuge, wie ein Spinnfischer neben mir am Strand von Wallnau auf Fehmarn einen Steinbutt auf Blinker fing. Hatte Sturm auf der für ihre Steinbuttfänge bekannten norwegischen Insel Karmøy. Hatte Null Steinbuttkontakt auf zwei (!) Tripps zur legendären und für ihre riesigen Steinbutts bekannten Kanal-Insel Jersey. Verschlang Berichte in dänischen Angelzeitschriften über tolle Steinbuttfänge mit leichtem Spinngerät vom Ufer der Nordseeküste zwischen Blåvand und Hvide Sande. Musste mir dieses Jahr von einem Freund und „absoluten Ostsee-Neuling“ das Ergebnis seines Angeltrips zeigen lassen (jahaa, ein STEINBUTT!) und stumpfte ab ….
Dann flatterte ein Bild mit einem dänischen Fischer in meinen Email-Eingang. In der Hand hielt er zwei dicke Steinbutt. Gefangen im Kleinen Belt vor Gl. Ålbo. Die Mail kam von Campingplatzbesitzer Klaus. Weiß der Teufel, woher er wusste, dass ich nicht nein sagen kann, wenn ich solche Bilder sehe! Zum Glück war Kollege Sven Klöer genauso angetan von der Chance, endlich einen dieser tollen Platten zu fangen. Ein Anruf bei Klaus und Hütte und Boot war klargemacht. Schnell noch gefrorene Sandaale besorgen, ein paar Makrelen kaufen und einfrieren und schon standen wir zwei Tage nach Maileingang am Kleinen Belt.
Fast noch schöner als das Angeln selbst ist ja bekanntlich die Vorfreude und Vorbereitung! Am Frühstückstisch knüpften wir mega-fängige Doppelhaken-Montagen, einige sogar mit einer für das nötige Spiel sorgenden WiggleFin-Disc davor. Wenn man dann so eine selbstgeknüpfte Montage in der Hand hält, ist man sicher, dass jeder Steinbutt im Umkreis seine Lethargie überwinden wird und sich geradezu auf die angebotenen Köder stürzt.
Mit Boot auf Butt
Gut. Soviel zur Theorie. Nun zur Praxis: Laut Klaus wurden die Steinbutt in dem Gebiet südlich von Stenderup Hage gefangen. Vom Campingplatz Gl. Ålbo ein Katzensprung. Das Wetter war nicht schlecht (genug Wind für ein wenig Drift) und die Köder schnell zu Wasser gelassen. Während ich konsequent auf fischige Köder setzte, köderte Sven auch Seeringelwürmer an … und fing. Auf die Seeringelwürmer stürzten sich zahlreiche Flundern und Klieschen: viele zu klein aber einige richtig gut für die Küche. Auf meine Fischfetzen tat sich nicht viel. Doch, dann endlich …. ein Seeskorpion! Nach einem halben Tag ohne nennenswerte Bisse bestückte ich ebenfalls einen der beiden Haken mit Seeringlern und fing ebenfalls Flundern, Klieschen und … keinen Steinbutt. Dafür stürzte sich tatsächlich ein Hornhecht auf den Seeringelwurm gerade als ich die Montage einholte!
Die Realität hatte uns eingeholt. Eben mal so Steinbutt fangen? Wohl doch nicht so einfach.
Am zweiten Tag probierten wir neue Stellen: Näher an der tiefen Rinne zum Kleinen Belt gab es auch viele kleine bis mittlere Dorsche. Zwischen Fønsskov Odde und Fænø verhielt es sich ähnlich: Flundern, Klieschen, Dorsche und die mittlerweile fast überall anzutreffenden – teilweise kapitalen – Seeskorpione.
Nach zwei schönen Angeltagen auf dem kleinen Belt und netten Gesprächen mit anderen Anglern auf dem Campingplatz („Steinbutt fangen? WIR??? Wer hat denn sowas erzählt? Weiß doch jeder, dass das nicht so einfach ist ...“) beendeten wir diesen Kurztripp, aber wissen insgeheim jetzt schon genau was passiert, wenn wieder so ein Bild vom kreisrunden Räuber den Anhang einer Email ziert … Wehe, Klaus, wehe!!! ;-)
Nüzzjanix,
Holger