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Von Forellenseen und Buttbänken: Angeln in Blavand und Henne Strand

Rubrik: Fishmaps-Bericht
Region: Nordseeküste Blåvand bis Henne Strand
Steinbutt-Köder für die Nordsee
Steinbuttköder der Reihe nach: Spinnerblatt mit Perlen, Blinker, GULP!-Sandaal
Fischarten: Flunder, Hecht, Kliesche, Meerforelle, Regenbogenforelle, Steinbutt

Hunderttausende Deutsche beziehen jedes Jahr eines der hübschen Ferienhäuser an der dänischen Nordsee zwischen den Orten Blåvand und Henne Strand. Und auch die etwas unbekannteren Strände von Hvidbjerg, Vejers, Grærup und Børsmose werden jährlich vor allem in der Sommer-Saison von zahlreichen Erholungssuchenden bevölkert. Endlose Dünen, herrliche Sandstrände und im Hinterland ausgedehnte Heidelandschaften und verwunschene Wälder. Toll zum Urlaub machen mit Familie oder Partnerin, aber nicht so richtig ideal zum Angeln. So denken sicher viele von uns. Aber wer sich mal die Mühe macht, ein wenig zu recherchieren, vielleicht sogar dänische Angelforen durchforstet oder aufmerksam dänische Angelzeitschriften studiert, den beschleicht nach und nach das Gefühl, dass hier gerade auf Angler richtig spannende Reviere warten!

Mai 2014: Eine Woche lang bin ich in der Region unterwegs, um zu angeln, zu recherchieren und zu fotografieren. Vordergründig haben mich die sensationellen Steinbuttfänge der letzten Jahre hierhin gelockt, aber eigentlich war ich schon immer neugierig, was diese Region auch ansonsten anglerisch zu bieten hat.

See statt Strand

Vor einem Spar-Markt in Vejers treffe ich auf ein paar deutsche Angler, die sich gerade eine Lizenz zum Befischen des Grærup Sees besorgt haben. Klar dass ich sie neugierig anspreche, um zu erfahren, was es mit diesem See auf sich hat. Hört sich spannend an: Die Lizenz gilt gleich für zwei Seen in der Region, den Grærup Sø und den Præstesøen, die beide von der Oksbøl Sportfiskerforening bewirtschaftet werden. Beides herrliche Naturseen mit gutem Hecht-, Barsch-, Aal- und Friedfischbestand, wobei der Grærup Sø zusätzlich einen regelmäßigen Besatz an Regenbogenforellen erhält. Richtig lohnen kann sich insbesondere die Fischerei auf Forellen, wenn man zufällig in der Zeit des jährlichen Angelwettbewerbs („Fiskekonkurrence“) vor Ort ist. Vor diesem Event erhält der Grærup Sø einen Sonderbesatz mit Forellen und in den Tagen nach dem Wettbewerb treiben sich immer noch zahlreiche Regenbogenforellen im Gewässer herum. In 2014 fand dieser Wettbewerb übrigens am 31. Mai statt.

Steinbutt-Bänke

Der Blick der Angelkollegen in meinen Kofferraum verrät ebenfalls Neugier: Küstenangelgerät? Hier an diesen Kinderbadestränden? Und dann erzähle ich von den sagenhaft tollen Angelmöglichkeiten auf Steinbutt, den man hier von Frühjahr bis Herbst mit mittel-schwerem Spinngerät vom Ufer fangen kann. Natürlich geht’s auch mit der Brandungsrute, aber warum sich mühsam abschleppen, wenn's auch leichter geht? Die Steinbutt ziehen jedes Jahr ungefähr ab April auf die küstennahen Sandbänke zwischen Hvidbjerg Strand südlich von Blavand und Henne Strand. Dort schlagen sie sich vor allem mit Jungfischen und Sandaalen die Bäuche voll. Viele dänische Angler fischen hier bereits seit Jahren erfolgreich auf die größten Plattfische der Küste mitten zwischen Badegästen und Surfern! Ich habe auf diesem Trip zwar das sagenhafte Pech, ziemlich auf den Punkt einen Tag nach Ende der besten Beißzeit-Periode zu kommen, da das Wasser infolge des warmen Frühjahrs zu warm ist, aber bekomme immerhin noch den einen oder anderen Steinbutt-Fang von anderen Anglern mit und verliere ein anscheinend richtig großes Exemplar direkt vorm Ufer. Reicht auf jeden Fall, um nächstes Jahr das Projekt Nordsee-Steinbutt noch einmal anzugehen!

Wer mehr über die sagenhafte Fischerei auf die großmäuligen Plattfische mit den Höckern erfahren möchte, dem sei der informative Artikel über Steinbuttangeln an der dänischen Nordsee der Dänin Senja Furbo ans Herz gelegt.

Prima Plattfisch

Abgesehen vom Steinbutt tummeln sich auf den weiten Sandbänken der Region eine ganze Menge Plattfische, vor allem Flundern und Klieschen, die man sehr gut mit herkömmlichem Brandungsgerät fangen kann. Wer es etwas sportlicher mag, kann auch mit der Spinnrute und Buttlöffel die Bänke abklopfen. Als Köder ist zwar der Wattwurm top, aber die Fische an der Nordsee stehen ebenfalls auf Fisch-Fetzen (Hering, Hornhecht, Makrele) oder Garnelen. Eine tolle Alternative sind auch immer die GULP!-Würmer. Kosten zwar nicht wenig, aber halten dafür auch länger am Haken als Naturköder.

Und noch ein Tipp für die ganz Bequemen unter uns: An den Küsten von Vejers und Børsmose kann man mit dem Auto direkt auf den Strand fahren! In Vejers wird der befahrbare Strand allerdings von einem Bacheinlauf rechts von der Zufahrt begrenzt, in Børsmose liegt ein Bach, der nicht überfahren werden kann bzw. darf links von der Zufahrt. Apropos Bacheinläufe: Von der Ostsee kennen wir, dass fast jeder kleine Bacheinlauf als ganzjährige oder zeitweilige Schutzzone ausgewiesen ist und zu beiden Seiten je 500 Meter Abstand beim Befischen einzuhalten ist. Im hier vorgestellten Küstenabschnitt gibt es aktuell (Stand 10/2014) nur eine Schutzzone und die liegt um die Mündung der Henne Au.

Lachs und Aal

Und wo wir gerade bei Flüssen und Bächen sind: Die einzige größere befischungswürdige Au dieses Gebiets ist die Henne Mølle Å. Dieser hübsche Fluss entspringt aus dem Filsø und mündet südlich von Henne Strand in die Nordsee. Die Au weist einen Bestand an Hecht, Barsch und Aal auf. Vor allem in kalten Wintern ziehen auch Meerforellen in den Fluss.

Wer Lust hat, an einem größeren Fluss zu fischen, kann sein Glück auch eine knappe halbe Stunde mit dem Auto in Richtung Westen fahren und die berühmte Varde Au befischen. In diesem Fluss steigen Jahr für Jahr große Lachse und Meerforellen auf und ziehen Angler aus vielen Teilen Dänemarks und Deutschlands an. Was viele nicht wissen: Die Varde Au hat einen sehr guten Bestand an Aalen! Der beste Platz der letzten Jahre befindet sich direkt dort, wo die Brücke der Westumgehung von Varde über die gleichnamige Au führt. Von Mai bis Juni kann man hier sehr gute Chancen, beim Aalangeln gleich mehrere der nächtlichen Schlängler an den Haken zu bekommen. Bester Köder ist – wie kann es anders sein? - der Tauwurm. Allerdings lohnt auch ein Versuch mit Seeringelwurm (bereits in diesem Bericht über Aalangeln in Dänemark beschrieben), denn die Nordsee ist ja nicht weit entfernt!

Forellenseen vom Feinsten

Tja, und wenn irgendwie nirgends gerade die Bedingungen ideal zum angeln sind (zu viel Sturm an der Küste und Hochwasser an den Bächen und Flüssen), was macht man dann als Angler in Dänemark? Richtig! Ab an den nächstgelegenen Forellensee!

In unmittelbarer Nähe der Region Blavand und Henne Strand befinden sich ausgesprochen hübsche und doch sehr unterschiedlich strukturierte Forellenseen: Von Süden beginnend ist zuerst der an ein weitläufiges Ferienhausgebiet angrenzende Ho Fiskesø zu nennen, der umgeben von Büschen und Bäumen und mit kleinen Inseln schon fast wie ein Natursee wirkt. Am nördlichen Ende der Ho Bucht liegt inmitten eines großflächigen Kies-Abbaugebiets der Broeng-Fiskepark. Der See hat unglaublich klares und bisweilen türkis schimmerndes Wasser. Es ist absolut fesselnd, Forellen in diesem kristallklaren Wasser ihre Runden ziehen zu sehen und bisweilen herausfordernd, sie zu fangen.

Der Vrøgum Fiskesø nördlich von Oksbøl ist optisch nicht übermäßig ansprechend, aber hat einen guten Ruf wegen seines Fischbesatzes. Und wer öfter Probleme hat, mit seiner Montage in irgendwelchen Ästen hängen zu bleiben, der ist hier gut aufgehoben, denn der Großteil des Ufers ist unbewachsen: freie Bahn für weite Würfe! Geradezu parkähnlich präsentiert sich der Bækhuse Put & Take unweit östlich der Ortes Outrup: Zwei Seen mit zahlreichen Buchten und abwechslungsreichem Uferbewuchs bieten fast immer eine windgeschützte Ecke und dem Angler ein angenehmes Umfeld, um mal den einen oder anderen Tag auch mit der Familie am See zu verbringen.

Ferienhaus für kleines Geld

Zu guter Letzt noch ein kleiner, unscheinbarer, aber sehr hübsch und natürlich wirkender See, an dem fast alle Urlauber auf dem Weg nach Henne Strand fast unbemerkt vorbeifahren, liegt direkt an der Landstraße 465: der kleine Søvig Fiskesø. Dieser sehr gepflegte und natürlich wirkende Forellensee liegt direkt gegenüber von einem aufwändig restaurierten Gutshof, in dem auch zwei Ferienwohnungen zu mieten sind. Praktischer geht’s also tatsächlich nicht: Man kommt aus der Tür seiner Ferienwohnung, marschiert keine hundert Meter zum See und fischt zwischen Sumpflilien und Libellen auf kampfstarke Regenbogenforellen. Übrigens hatten wir im Mai 2014 eine der luxuriösen, aber dennoch sehr günstigen (ist halt ein wenig weiter von der Küste entfernt) Ferienwohnungen bezogen. War definitiv eine der schönsten und geschmackvollsten Unterkünfte, die wir in Dänemark je bewohnt haben! Und dann noch mit einem eigenen See vor den Füßen! Für Interessierte: Diese traumhafte Ferienwohnung mit fußläufiger Entfernung zum Forellensee findet man bei Dansk.de* unter der Objekt-Nummer 1100 - Region Henneby.

Und nun für all diejenigen Vollblutangler, die bisher mit mittelmäßiger Begeisterung an ihren Familien- oder Paarurlaub an der südlichen, dänischen Nordsee gedacht haben: Angelsachen einpacken und auf Entdeckungstour gehen – diese Region bietet für alle Fisch-Verrückten mehr, als man denkt! Bucht einfach in der Nebensaison ein tolles Ferienhaus zu günstigen Preisen, genießt die Spaziergänge an den berühmten Stränden der Region, freut Euch auf Abende vor dem Kamin und vergesst für den perfekten Urlaub Eure Angel nicht!

Autor. Holger Bente

 

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