Lachsangeln auf Bornholm: Trolling Masters 2010
Region: Bornholm
Seit fünf Jahren ereignet sich in dem kleinen Hafen Tejn an der Nordküste der dänischen Insel Bornholm immer im April Bemerkenswertes: unzählige Boote mit ganzen Batterien von Rutenhaltern an Deck und Reling füllen jeden Winkel des Hafens aus. Verkaufsstände mit Zubehör für Trolling-Angler werden regelrecht belagert. Fernsehteams interviewen wettergegerbte Männer in bunten Overalls. Eine Kanone wird am Hafenausgang an einem Stahlmast befestigt und vorbereitet …. Es ist die Zeit des Trolling Masters auf Bornholm! Veranstalter dieses Treffens für Trollingangler sind der dänische Fernsehsender TV2 und das Melsted Trollingcenter.
Im Rahmen einer Pressereise des Dänischen Fremdenverkehrsamtes konnten wir dieses Mal live dabei sein und als Zaungäste staunend modernste Trollingboote ebenso wie traditionelle Kleinboote und sogar einen mit Downriggern ausgestatten Kutter bei den hektischen Vorbereitungen zu diesem anglerischen Groß-Ereignis beobachten. Wir, das sind Organisator Norbert Michel von VisitDenmark, die beiden Inhaber eines Angelfachgeschäfts Fred Stenzel (Landhandel Fred Stenzel in Hohensprenz) und Alex Siems von adh-fishing, Fisch & Fliege-Autor und Fliegenbinder Andy Weiß sowie mein Kollege von Rute & Rolle und Angelreiseblog-Betreiber Elmar Elfers und meine Wenigkeit. Die Anfahrt erfolgte über die Vogelfluglinie und die Fähre Puttgarden-Rødby und dann mit der Nachtfähre von Køge nach Rønne. Untergebracht wurden wir in erstklassigen Ferienhäusern von Feriepartner Dänemark im weitläufigen Ferienhausgebiet Strandmarken im Südosten der Insel.
Knall an der Küste
238 Boote lagen am Mittwoch im Hafen von Tejn und fieberten dem Startschuss der Kanone entgegen. Wie nervöse Stiere vor dem Einlass in die Arena muteten die kreuz und quer sich in Position bringenden Boote am Hafenausgang an. Aufheulende Motoren und in Reih und Glied aufgetakelte Rutenbatterien auf den Booten prägten das Bild, bis ein ohrenbetäubender Knall die zahlreichen Zuschauer zusammenfahren ließ. In wenigen Augenblicken schob sich Boot an Boot mit teilweise halsbrecherisch anmutenden Manövern an der Hafenmole vorbei, um dann mit Vollgas auf die Hot Spots draußen vor der Küste zu rasen. Alle Boote hüllten sich in schäumendes Wasser und spritzende Gischt … alle Boote? Nein, ein paar eher gemütlich wirkende Teilnehmer zuckelten mit kleinen Bötchen oder sogar mit dem besagten Kutter hinterher, ein anderes hatte sich in einem Tau verfangen und kam nicht von der Stelle und andere hatten alle Zeit der Welt, um sich an dieser Lachsjagd zu beteiligen.
Und dann hieß es für uns Gäste warten …. Und was liegt da näher, als sich mit Fliegen- oder Spinnrute an der unbeschreiblich vielfältigen und schönen Bornholmer Küste die Zeit mit Meerforellenfischen zu vertreiben? Aber die Berichte hierzu und ob und was wir fingen, findet Ihr in wenigen Tagen hier auf FishMaps Dänemark.
Lachs als Bauchbinde
Gespannt und neugierig fanden wir uns abends wieder im Hafen von Tejn ein, um zuerst nach Booten mit oranger Flagge Ausschau zu halten. Diese weithin sichtbaren Signale zeigen, dass auf diesen Booten Lachse gefangen wurden. Und dieses Mal hatten viele Boote orange Flaggen! Bereits als wir in Nähe des Zeltes mit den Wiegestellen kamen und schon einige Lachse gesehen hatten, blieb mein Blick an einem Angler heften, der gerade von seinem Boot kam und aussah, als hätte er eine breite, silberne Bauchbinde. Er kam näher und die „Bauchbinde“ entpuppte sich als oberschenkeldicker Ostseelachs. Und ich denke da eher an Oberschenkel von Eisschnellläufern …!
Zufällig hatte ich damit einen ersten Blick auf den größten Lachs des Tages werfen können. Der überglückliche Fänger: Frank Yde aus Schweden. Das Gewicht dieses Traumfischs: 17 Kilogramm!
Leider machte der Wind den hochmotivierten Skippern in den nächsten Tagen teilweise einen Strich durch die Rechnung. Hohe Wellen erschwerten das Erreichen der fängigen Plätze teilweise beträchtlich oder machte es sogar komplett unmöglich. Zeitweise wurde der Wettbewerb wegen des Starkwindes sogar ausgesetzt.
Rekord-Ergebnis
Mit Sicherheit haben aber diese Umstände nicht dazu beigetragen, dass der Lachs des Schweden Frank Yde vom ersten Wettbewerbstag auch nach vier Tagen ungeschlagen blieb, denn zum einen war dieser Lachs einfach riesig und zum anderen zeigt das Gesamtergebnis, dass noch nie so viele Fische gefangen wurden, wie in diesem Jahr: 337 Lachse gingen den Trollinganglern an den Haken. 2009 waren es noch 209 Lachse, obwohl seinerzeit rund 10 Boote mehr am Start waren!
Die Abschlussfeier am Sonntag haben wir leider nicht mehr miterleben können, da wir bereits Freitag Abend abgereist sind. Klar dürfte aber sein, dass es für viele Boote mächtig tolle Fänge zu feiern gab. Und wenn ein Trollingangler auf die Frage, wie sein Angeltag so lief, nur antwortet "Schleppend!", dann muss das gar nicht mal schlecht gewesen sein ...;-)
In diesem Sinne Gruß an alle Bornholm-Fans (bin jetzt auch einer!),
Holger
PS: Gruß auch an Heike, Carmen und Mirko vom NDR-Team! War echt eine vorbildliche Leistung von Euch, bei diesen Windverhältnissen drei Tage lang draußen auf dem Boot auszuhalten! Allergrößten Respekt!!! Außerdem hat's Spaß gemacht, mit Euch zusammen auf Bornholm zu sein. Gezeigt wird der Bericht übrigens im Ostsee-Report im NDR am 2. Mai 2010 um 18 Uhr.